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Schickert-Werk
Die „T-Stoff“ Produktion
Die Geschichte
Das Schickert-Werk wurde in den 1930er Jahren von der Otto Schickert & Co. KG (Osco) als Tochtergesellschaft der Elektrochemischen Werke München, Dr. Adolph, Pietzsch & Co. (EWM), gegründet. Es war spezialisiert auf die Herstellung von Wasserstoffperoxid, das unter dem Tarnnamen „T-Stoff“ bekannt wurde. Dieses Produkt war von entscheidender Bedeutung für die Rüstungsindustrie des Dritten Reichs und wurde als Treibstoff für Raketenflugzeuge, Walter-U-Boote, Torpedoaggregate und zur Starthilfe für Flugzeuge verwendet.
Der Bau des Werks begann Ende der 1930er Jahre, und bis 1944 waren fünf autarke Produktionshallen in Betrieb. Diese Hallen produzierten Wasserstoffperoxid in Konzentrationen von 80 bis 85 Prozent nach dem Pietzsch-Adolph-Verfahren. Die gesamten Baukosten wurden vom Reich übernommen und beliefen sich auf etwa 70 Millionen Reichsmark. Das Werk verfügte über ein Depot in den Stollenanlagen der Wifo im Kohnstein bei Niedersachswerfen, wo 21 Lagertanks für das Wasserstoffperoxid bereitstanden. Diese mussten im Herbst 1943 wegen der Verlagerung der Raketenproduktion in den Kohnstein bei Nordhausen geräumt werden.
Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte das Schickert-Werk etwa 1.200 Personen, darunter viele Zwangsarbeiter. Ende 1944 zählte der Betrieb 1.257 Mitarbeiter, darunter 379 Fremdarbeiter, zumeist Italiener, und 131 Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter. Diese Zwangsarbeiter waren im Gemeinschaftslager Odertal untergebracht, das aus neun Wohnbaracken, einer Wirtschafts- und Küchenbaracke sowie einer Wasch- und Toilettenbaracke bestand. Der Betrieb wurde im Drei-Schicht-System geführt, um die hohe Produktion aufrechtzuerhalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Alliierten das Werksgelände vorläufig in Besitz. In den folgenden Jahren siedelten sich verschiedene Gewerbebetriebe in den leerstehenden Hallen und auf dem Außengelände an, darunter eine holzverarbeitende Firma, ein Lebensmittelgroßhandel, eine Dämmplattenfirma und eine freie Tankstelle. Im ehemaligen Pförtnerhaus gab es sogar eine Filiale der Sparkasse.
Ab 1963 wurde das ehemalige Verwaltungsgebäude als Kaserne für eine französische EloKa-Einheit genutzt, die eine Abhörstation auf dem nahegelegenen Berg „Stöberhai“ betrieb. Nach dem Abzug der französischen Soldaten um 1992 wurde das Gebäude zur Unterbringung von Asylbewerbern verwendet.
Zwischen 1979 und 1984 ließ die Industrie-Verwaltungsgesellschaft (IVG) die Hallen 1, 2 und 3 sowie die Verfüllstationen und zahlreiche kleinere Gebäude abbrechen. Mit Ausnahme des ehemaligen Verwaltungsgebäudes veräußerte sie 1990 das gesamte Grundstück an die Stadt Bad Lauterberg. Die Stadt ließ zwischen 1990 und 1992 die verbliebenen Gebäudeteile dem Erdboden gleichmachen. Heute ist das Gelände weitgehend brachliegend, und das Verwaltungsgebäude sowie das Wachhäuschen verfallen zunehmend. 2016 gab es Pläne, auf dem 110.000 Quadratmeter großen Gelände einen Ferienpark mit 117 Ferienhäusern zu errichten, die jedoch scheiterten.
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