
STORMCHASE // Unwetter 30.05
„Was er kann, zeigt der Steuermann nicht bei schönem Wetter, sondern in Sturm und Ungewitter.“
Wir haben Dienstag und es ist 7.30Uhr. Mein Wecker klingelt eigentlich erst um 8.30Uhr trotzallem gibt mein Handy lautstarke Warntöne von sich. Innerhalb kürzester Zeit bin ich wach und checke die Meldungen durch verschiendene Wetterapps auf meinem Handy. So wie es aussieht bewegt sich eine Sturmzelle unmittelbar auf Jena zu. Schnell hüpfe ich unter die Dusche und stecke 2 Brötchen in den Ofen um wenigstens einigermaßen gut in den hektischen Tag zu starten. Bis ich fertig bin erreichte die Zelle bereits Saalfeld und Rudolstadt und im Eiltempo ging es zum Auto und ins Studio um noch schnell die Kameras zu holen. Über Winzerla ging es Richtung Autobahn doch bereits hier musste ich das erste mal stoppen, denn der Regenvorhang war bereits zu sehen und bot mir eine fantastische Wolkenstruktur vor Jena.
Das die Zelle bereits so nah an Jena ist hätte ich nicht gedacht, daher ging es schnell weiter auf die Autobahn. Mein Ziel sollte die Abfahrt Lederhose sein, dort kannte ich bereits 2 Spots auf den ich einen guten Blick gehabt hätte, doch die Zelle zig etwas anders als geplant. Gefahren bin ich im Endeffekt bis nach Triptis und hatte hier einen teilweise guten Blick zum Rand des Gewitters. Auch einige schicke Blitze kontne ich hier sehen. Innerhalb von Triptis veränderte ich nochmals meine Position aber zu 100% zufrieden war hier leider nicht. Danach ging es wieder zurück in Richtung Heimat. Einen weiteren kurzen Halt machte ich noch nahe Möhrsdorf, denn hier waren nochmal ein paar schicke Strukturen am Himmel zu sehen währrend die Regenfront über Jena zog.
Zum aufwärmen war der Chase völlig okay aber so ein richtig zufriedenes Gefühl wollte sich nicht ausbreiten. Vor allem weil auf dem Wetterradar im Raum Hamburg ein rießiges Cluster unterwegs war und sogar eine Tornadobildung bestätigt wurde. Die Vorhersage hingegen machte Lust auf mehr denn am späten Nachmittag sollte bereits eine weitere größere Zelle über Mitteldeutschland ziehen. Gegen 15.30 Uhr meldete mein Handy erneut Alarm und unsere aktuelle Praktikantin wurde vorsichtshalber direkt Heim geschickt, denn ich wusste bereits das dieser Chase scheinbar deutlich länger werden wird und zum anderen woltle ich sie nicht im Sturm nach Hause gehen lassen. Schnell wieder das Equipment ins Auto geladen und vorher noch Heiko und Basti ins Auto gepackt, denn beide sollte mich heute begleiten. Bereits beim Tanken viel uns der rießige Amboss auf der sich nahe Jena bildete. Spätestens hier war mir auch ohne Radar klar dass es deutlich stärker knallen wird als in den Morgenstunden. Unseren ersten Zwischenstopp machten wir bereits auf dem Weg nach Naumburg. Auf den Feldern zwichen den Städten rechnete ich mit guten Chancen die Zelle von vorn zu erwischen.
Nach meinen Berechnungen hätten wir die Zelle perfekt bei Naumburg appassen sollen. Doch die Zuggeschwindigkeit von 70Km/h die für solche Cluster eigentlich unüblich ist überraschte uns und somit zog ein Teil des komplexen Gewitters bereits vor uns über Naumburg währrend das südliche Ende noch vor Jena war. Hier konnten wir trotzdem bereits ein paar schicke Fotos schießen. Über Naumburg war ein heftiger Downburst zu sehen und allgemein hatte mein einen guten Blick über das nördliche Ende der Zelle die wenig später in Leipzig sogar rotierte.
Nur wenige Minuten blieben uns und ich entschied den Weg zurück nach Jena einzuschlagen um immer am Rand der Zelle zu bleiben. Doch bereits nach wenigen Kilometern war klar das die Zelle viel zu schnell gen Osten zog und wir es nicht rechtzeitig schaffen würden. Ein weiterer Stopp auf der Landstraße zeigt das die Zelle bereits über unseren Köpfen und wir damit völlig zu spät waren.
Uns blieb keine andere Wahl – entweder wir hätten den Chase bereits hier beenden müssen oder wir nehmen das Risiko in Kauf irgendwie schnellstmöglich wieder vor die Zelle zu kommen.
Nicht unbedingt die beste Idee aber ich entschied mich schnell für Variante 2 und drehte das Auto in Richtung Leipzig. Von hier aus erhoffte ich mir über die A9 zur A38 und A4 nach Dresden zu kommen – bestenfalls vor dem Cluster. Der Verkehr , Regen und Wind machten dies zu einer echten Herausforderung. Auf Höhe Belantis erreichten wir bereits die Zelle die über Leipzig kurzer Zeit rotierte und fuhren von hinten einfach mitten hinein. Hier war höchste Vorsicht geboten. Soviel Wasser auf der Straße hatte ich wirklich noch nie gesehen und die Blitze zuckten im Sekundentakt über unsere Köpfe. Die Sichtweite war mehr als nur beschränkt und mit mehreren LKWs auf der Straße konnte man fast schon von einer Blindfahrt sprechen. Nach 1h Fahrt schafften wir es 40km vor Dresden endlich die Zelle komplett zu durchfahren. Auch wenn uns am Ende noch ein Hagelkern und ein weiterer Flood Flash erwartete.
Nachdem wir ca 20km aus der Zelle gefahren waren , suchte ich nach einem geeigneten Spot um die Front gut fotografieren zu können. Eine Auswahrt eignete sich besonders gut, doch anders als erwartet hatten wir nicht mehr als 4 Minuten Zeit bevor uns das Cluster wieder einholte und wir erneut flüchten mussten.
Weiter ging es mit dem Unwetter im Rücken nach Dresden – leider fehlte mir hier die Orientierung und ich entschied Richtung Moritzburg zu fahren um nicht gänzlich im Tal zu landen und den Stadtverkehr zu meiden. Hier fanden wir ein Feld in der wir auf die Zelle warten konnten. Wobei warten wohl übertrieben ist , denn auch hier wurden wir innerhalb kürzester Zeit von ihr eingeholt.
Wahnsinn – innerhalb von 15 Minuten war das ganze auch schon wieder vorbei. Die Zelle hatte nach wie vor einen unglaublichen Speed und verfehlten die Innenstadt Dresdens nur sehr knapp. 19.30Uhr brachen wir an dieser Stelle das Chasing ab und fuhren wieder in Richtung Jena. Unterwegs machten wir für euch noch einen kleinen Livestream den ihr auf meinem Facebook Kanal noch ansehen könnt. Zudem wurden wir auf dem Heimweg mit einen unglaublich langen und schönen Sonnenuntergang belohnt. Ca. 21.45 Uhr waren wir nach einem kurzen Stop zum essen endlich zuhause und können glücklich auf viele eindrucksvolle Fotos blicken. Der Weg hat sich also durchaus gelohnt !
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