#IamLost
Ronneburg (Umkreis) – Haus des Doggenzüchters
House of bones
Die Geschichte
Ein altes Rittergut irgendwo an der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen lässt einen vorerst erstarren. Den wer diesen 4-Seiten Hof mit mehreren Scheunen und einem riesigen Wohnhaus betritt, könnte durchaus im ersten Moment ganz schnell wieder den Hof verlassen, denn dieses Objekt trägt innerhalb der Lostplaceszene auch den schicken Beinamen „House of Bones“. Direkt beim Betreten der ersten Scheune schwingen einem erstmal ein paar Wirbelsäulen von der Decke entgegen … naja zumindest denkt man im ersten Moment.
Tatsächlich handelt es sich hierbei aber eher um Reste die vor vielen Jahren als Futtervorrat für die Doggen aufgehängt wurden, denn die Familie, die hier lebte, führte nicht nur ein Dachdeckerbetrieb, sondern züchtete auch mit voller Leidenschaft deutsche Doggen. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Doggenzüchter auch andere Tiere zum Eigenbedarf auf ihrem Hof hielten und sowohl Fleisch als auch Knochen für die Hundezucht verwendete. Im Wohnhaus der Familie fällt sofort auf, dass wir diesen Ort nicht als erster betreten. Vandalismus, Zerstörung, Graffitis sind auch hier allgegenwärtig und lassen diesen Ort mehr und mehr zu einer großen Müllhalde werden.
Doch zwischen dem Chaos zwischen Verfall und mutwilliger Zerstörung finden sich zahlreiche Dinge, die auf das Leben der Familie hinweisen. Zahlreiche Fotos, ein Meisterbrief als Dachdecker, Klamotten, haufenweise Ordner mit Akten, Brillen, Schuhe .... es ist, als ob die Familie von heute auf morgen gegangen wäre und ihr komplettes Leben zurückgelassen hätte. Der Kühlschrank ist gefüllt, im Bad stehen noch Parfüm und Shampoos und selbst die Schränke sind mit Hemden und Kleidern gefüllt. Auf einem Tisch im Eingangsbereich erwartet uns eine Truhe auf der sorgfältig zahlreiche Pokale und Urkunden aus der Hundezucht drapiert wurden.
Scheinbar war die Familie mit ihren Doggen sehr erfolgreich, denn auch beim weiteren Erkunden des Hauses kommen mir immer wieder weitere Auszeichnungen vor die Linse. Ein weiterer Schockmoment wartet ebenfalls im Eingangsbereich – die ehemaligen Bewohner haben einen Serrano-Schinken im Fenster stehen lassen, der nur noch im Entferntesten an etwas zu Essen erinnert. In einer der Scheunen, die unmittelbar auch durch das Wohnhaus erreichbar war, wurden die Doggen gehalten.
Die Zucht umfasste scheinbar eine Vielzahl an Tieren, die in kleinen Käfigen ca. 15qm Fläche zur Verfügung hatten, auch wenn das Gelände sicher genügend Möglichkeiten für den Auslauf bot. Warum der Hof so plötzlich verlassen wurde, ist leider unbekannt. In Auszügen aus dem Handelsregister lässt sich herausfinden, dass die Dachdeckergesellschaft der Familie ihren Sitz 2013 in eine 20 km entfernte Stadt verlegt hat. Daher könnte man vermuten, dass der Hof in dieser Zeit aufgegeben wurde. Eventuell auch schon etwas eher. Am 10.07.2018 verlegte Frau W., die stets als alleinige Geschäftsführerin eingetragen war, die im Jahr 2000 gegründete GmbH erneut 9 km südlich. Nur 14 Tage später gab es eine Bonitätsveränderung der Firma und die Gesellschaft wurde aufgelöst.
Sowohl Herr als auch Frau W. waren Mitglied im Deutschen Doggen Club 1888 eV. Mehr lässt sich bedauerlicherweise nicht herausfinden. Es bleibt die Frage, warum die Familie scheinbar fluchtartig das Rittergut verlassen musste, warum sie ihre Unterlagen zurückließen, ob sie danach noch weiterhin Zucht betrieben haben und natürlich, was in Zukunft mit diesem Lostplace geschehen wird.


ENDECKE UNSERE MOTIVE
Was bleibt wenn wir gehen ...
Unsere Motive bringen die Faszination verlassener Orte zu dir nach Hause und sind ein Highlight an jeder Wand. Entdecke ausgewählte Motive im Shop und bestelle dir dein Lieblingsbild.
Dein gesuchtes Bild ist gerade nicht im Shop?
Schreib uns gern eine Nachricht und durchstöbern für dich gern unser Archiv.
Share this story