#IamLost

Erfurt - Der Reptilienzoo

Der Traum eines Tierarztes

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Die Geschichte

Dass Krokodile sehr resistent gegen Krankheiten sind und Verletzungen bei ihnen ungewöhnlich schnell heilen, faszinierte den angesehenen Erfurter Tierarzt Dr. Jensch. Dieser kannte sich durch seinen Beruf bereits bestens mit exotischen Tieren aus, schließlich besaß er selbst ein eigenes Haus-Krokodil. Aus seiner Leidenschaft wuchs irgendwann die Idee einer Reptilienfarm, die bundesweit einzigartig werden sollte. Im Erfurter Norden nicht weit entfernt vom Erfurter Zoo, fand er 2009 einen Platz, an dem er seine Vision verwirklichen konnte. Ein erstes Problem bestand vorerst darin, die Baugenehmigung der Stadt zu bekommen, doch nach langen Hin und Her konnte es dann endlich losgehen. Gemeinsam mit Freunden und Verwandten baute er hier drei ehemalige Gewächshäuser zu einem komplexen Tropenhaus um. Wasserflächen mit Uferbereichen und Brücken für die Besucher entstanden, die Statik begutachtet und bestätigt, die nötigen Parameter für einen Reptilienzoo erfüllt und für Sicherheit gesorgt. Kurz darauf zogen die ersten Bewohner des kleinen Paradieses bereits ein.

Noch vor der Eröffnung diente der Minizoo bereits als Auffangstation für Krokodile und Reptilien. Die meisten Tiere wurden vom Zoll bei Einreisenden beschlagnahmt oder wurden Tierhaltern abgenommen, denen die Reptilien über den Kopf wuchsen. Über 60 Tiere fanden hier bereits vor den ersten menschlichen Besuchern ein neues Zuhause und steckten ihr Revier ab. Parallel suchte man bereits nach Gleichgesinnten und, Sponsoren denn man wusste – die Kosten für ein solches Projekt sind beträchtlich und da der Park ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland haben würde, musste man bereits jetzt über eine sinnvolle Erweiterung der Anlage nachdenken. 2011 öffneten dann erstmals die Tore des ein Drittel fertiggestellten Parks und somit entstand eine vierte öffentlich zugängliche Tierhaltung Erfurts. Über 70 Tiere in 10 Arten (Krokodile, Schlangen,Warane, Schildkröten,Geckos etc.) fanden hier auf 500m² Fläche ihren Platz und konnten ab sofort besucht werden. Der Höhepunkt eines jeden Besuchs waren mit Sicherheit die Schaufütterungen, die immer samstags um 13 Uhr stattfanden. Es gab Angebote für Schulen und andere Bildungseinrichtungen, Vorträge und sogar Tierpatenschaften und konnte bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal erreichen, denn es gab keine vergleichbare Auffangstation. Der Eintritt für Erwachsene betrug sechs Euro, für Rentner und Studenten fünf Euro und für Kinder vier. Besonders cool – alle zukünftigen Mehreinnahmen sollten der Natur und Artenschutz zugutekommen.

Nach 6 Jahren war der Traum des eigenen privaten Reptilienzoos auch schon wieder vorbei. Die Liegeplätze und Brutstätte der Tiere wurden gezielt mit Spots und Dunkelstrahlern beheizt. Die Raumtemperatur lag größtenteils konstant bei 30 °C und durfte 21 °C nirgendwo unterschreiten. Insgesamt kam hier ein jährlicher Energiebedarf von mindestens 135000 kWh zustande. Die Heizkosten der gesamten Anlage waren daher unglaublich hoch und mit den Gesamtkosten der Anlage kaum vom niedrigen Eintritt und wenigen Spenden tragbar. Plötzlich brachen die Subventionen weg und die Anlage stand vor dem Aus. Hinzu kam, dass es nicht möglich war, die Kosten für eine Erweiterung aufzubringen und mittlerweile die Tiere auf engstem Raum lebten. Zwischen 2016 und 2017 ging es dann einfach nicht weiter und man schloss man den Park nach nur 6 Jahren wieder. Zurück bleibt ein Traum, der zu wenig Unterstützung erfahren hat und ein Paradies mitten in der Landeshauptstadt, welches nach und nach weiter verwelkt. Vor einiger Zeit fanden die ersten Urbexer übrigens hier noch eine Schildkröte. Warum diese nicht mitgenommen oder schlicht und einfach vergessen wurde, ist leider unklar. Wenige Wochen später wurde das leblose Tier aus dem Objekt gestohlen und offensichtlich Opfer von Menschen, denen die Grundregeln in Lostplaces völlig egal sind.

Ich bitte euch daher hiermit nochmal – lasst alles an Ort und Stelle & hinterlasst nur eure Fußspuren.

UPDATES
28.04.2020
- Das Gebäude ist am 23.04.2020 vollständig abgebrannt und kann nicht mehr besucht werden.

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