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Eisenach - Fürstenhof

Das hotel, in dem selbst hitler sprach

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Die Geschichte

Der Grundstein für das heute leerstehende Anwesen wurde 1854 von dem Fleischermeister Samuel Liebetrau in Form eines Sommerhauses gelegt und bereits im Jahre 1861 weiterverkauft. Ein neuer Besitzer, der Geologe und Bergbauunternehmer namens Johann Georg Bornemann, erweitere das Haus schrittweise zu einer richtigen Villa, der „Villa Bornemann“. Doch auch dieser Zustand änderte sich schnell, denn bereits am 15.5.1902, nach Bornemanns Tod und der Veräußerung des Gebäudes, wurde dieses umgebaut und erweitert. Entstanden ist das „Kurhaus Hotel Fürstenhof“ nach den Architekt entwürfen von Georg Unruh und Lorenz Freitag. Der allseits bekannte, große Festsaal bot zu diesem Zeitpunkt bereits 1800 Personen Platz und galt damit als Thüringens größter Veranstaltungssaal.

Doch die Baumaßnahmen standen nicht still, auch in den darauffolgenden Jahren wurde das Hotel um eine Kurhausterrasse mit Garagen, einem Grottensaal im Zwischengeschoss, einem Casino und weiteren Anbauten erweitert. Das Kurhaus wurde mit seinen markanten Zwiebeltürmen und dem eklektizistischem Erscheinungsbild zu einem festen Bestandteil des Eisenacher Stadtbildes. Nachdem es 1928 zu einem Brand im Mittelpunkt des Gebäudekomplexes gekommen war, wurde der große Ballsaal nach einem Entwurf der Architekten Curt Mergenbaum, Willy Krüger und Hermann Fischer-Barnicol vereinfacht wiederaufgebaut und auf 2000 Personenplätze vergrößert. Dieser diente von da an häufig als Veranstaltungsort für Wahlkampfevents, in dem am 23.10.1932 sogar Adolf Hitler als Hauptredner bei einer Veranstaltung der Eisenacher NSDAP-Ortsgruppe sprach. Als im Zweiten Weltkrieg der Tourismus stark zurückging, wurde eine Vielzahl der Zimmer des Hotels für eine Nutzung als Fronterholungsheim und zur Rehabilitation von Verwundeten genutzt.

Glücklicherweise blieb das gesamte Gebäude während des Krieges unbeschädigt und konnte nach seiner Beendigung für kurze Zeit als Auffanglager für Obdachlose und Flüchtlinge genutzt werden, bevor die Stadtverwaltung den Saal für künftige Veranstaltungen herrichtete. Auch der Rest des Hotels wurde in den darauffolgenden Jahren umfassend renoviert und für Politik-, Kultur-, Sport-, Tanz- und Galaveranstaltungen auf Vordermann gebracht.

Nachdem das Haus in den 1950er Jahren in „Hotel Stadt Eisenach“ umbenannt wurde, erhielt es erst 1991 seinen ursprünglichen Namen „Kurhaus Hotel Fürstenhof“ zurück. Doch auch die Wiederumbenennung des Hauses änderte nichts am schleichenden Niedergang des Gebäudes und so wurde es 1996 endgültig geschlossen und steht seither leer. Obwohl es in den letzten Jahren immer wieder kleine Brände gegeben hat, ist das Hotel dennoch kaum von Vandalismus betroffen. Weder sind Schmierereien in Form von schlechten Graffitis, noch Müllhinterlassenschaften vorheriger Besucher vorzufinden. Dennoch merkt man dem Gebäude an, wie marode es geworden ist, so sind bereits einige Zwischendecken und Dächer eingestürzt, die das Betreten einiger Hotelecken mittlerweile unmöglich machen. Nachdem in den Jahren 2000 und 2003 mehrere Untersuchungen der Stabilität des Hauses ergeben haben, dass eine Sanierung unwirtschaftlich sei, wurde diesem 2004 auch der Status des Denkmalschutzes aberkannt. Mittlerweile ist das alte Hotel vielen Eisenachern ein Dorn im Auge und so recht wollte die Stadtverwaltung lange Zeit nicht durchblicken lassen, was sie für das Beste in Sachen wirtschaftliche Lösung hält. Fakt ist jedenfalls, dass die Stadt Eisenach im Jahr 2005 kein Gebrauch von ihrem gesetzlichen Vorkaufsrecht bei einer Zwangsversteigerung des Fürstenhofes machte, allerdings auch den beantragten Abriss des gesamten Gebäudekomplexes im Jahr 2014 nicht bewilligte.

Mittlerweile scheinen Stadt und neuer Eigentümer allerdings auf einen Nenner gekommen zu sein, den Erzählungen des Hausmeisters nach könnten jederzeit die Abrissarbeiten beginnen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis die Maschinen anrücken würden. Die prägendsten Gebäude sollen dabei erhalten bleiben, dazu zählen die frühere Bornemannsche Villa und südlich gelegene Villa mit dem bekannten „Fürstenhof“ Schriftzug. Der restliche Komplex soll Wohnungen mit grandiosem Wartburgblick in neu geplanten Villen weichen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls heilfroh, das Kurhaus in seinen letzten Tagen noch einmal gesehen zu haben. An diesem Ort treffen viele geschichtsträchtige Ereignisse, ein kaum von Vandalismus betroffener Lostplace und eine einzigartige Atmosphäre aufeinander.

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